Segeln in der Südsee … in der Dänischen Südsee

von Bożena GABRIEL

Es hat gut angefangen: ein Vierer-Abteil im Nachtzug nach Hamburg, drei Frauen (Ingrid ARIAS, Skipperin, Andreja JANKOVIĆ ŠARKEZI und ich), zwei  Flaschen Prosecco… Die Entscheidung, den Zug zu nehmen, statt zu fliegen, wurde bewusst aus Klimaschutzgründen getroffen. Und wir würden es auf dieser Strecke wieder so machen.

Weiter ging’s mit dem Bus nach Flensburg in die Marina Sonwik (Dank Ingrid sehr gut vorbereitet). Der Vercharterer war auch sehr gut organisiert. Charterwoche: Samstag 08:00 – Freitag 16:00. Wir sind bereits am Freitag angereist und durften gegen Aufzahlung am Boot übernachten. Bereits um 11 Uhr am Samstag waren wir mit der Bootsübernahme fertig und legten Richtung Flensburger Förde und Dänemark los.

 

Galerie

 

Die erste Etappe führte uns durch die Flensburger Förde, die relativ breit und gut betonnt ist, Richtung Sønderborg. Das Besondere in Sønderborg ist die Durchfahrt bei der Kong Christian den X's Bro, wenn man Richtung Norden will. Die Brücke geht 1x pro Stunde für Segelboote auf, derzeit immer 38 Minuten nach Punkt. (Die Öffnungszeit steht auf der Anzeige an der Brücke; die Zeiten sind auch im Internet zu finden). Einige Plätze zum Längsgehen und Warten sind vor der Brücke vorhanden. Das Warten im Päckchen scheint nicht üblich zu sein.

Wir drehten ein paar Runden mit dem Boot, tranken Kaffee und fuhren um 16:38 mit den anderen los (3+2 rot Dauerlicht an der Brückenanzeige entspricht: beide Richtungen; die November-Flagge hatte nur 1 Boot). Die wunderschöne dänische Landschaft erstreckte sich vor uns an beiden Ufern. Sattes Grün auf den Feldern, die bis zum Wasser reichen, wunderschöne einzelnstehende Höfe am Land. Wir genossen die Fahrt im ALS SUND und ALS FJORD und speicherten die schönen Eindrücke. In der Bucht vor Dyvig grasten die Kühe und Schafe auf den Weiden am Ufer. Die Durchfahrt nach Dyvig war eng und seicht. Wir hielten vorerst den Kurs auf das rote Hausdach, dann an die Markierungen und so kamen wir in den letzten Winkel der Bucht. Es waren genügend Plätze vorhanden und wir legten im Sternchen am Molenkopf an – mit dem Bug voraus, wie es in Dänemark üblich ist. Langer Schlag 34 nm, 11:00 bis 19:15.

Am nächsten Tag nahmen wir wieder die Durchfahrt durch das Nadelöhr und es ging weiter unter Segel um das Nordkap von ALS Richtung Osten. Bei 15 kn Wind waren wir um 16:30 auf LYØ.
Mit den Fahrrädern erkundeten wir die nur 6 km2 kleine Insel und landeten schließlich in der OASE Lyø bei Tina und Torben. Wir speisten genüsslich in ihrem Lokal im wunderschönen naturnahen Garten.

In der Früh bis 18 kn Wind, kleine Marina, enge Durchfahrt. Einige Nachbarn legten bereits ab. Das Manöver war gut besprochen, doch die Leinen etwas zu kurz, um vom Land eine Hilfe beim Seitenwind zu bieten, und die Verständigung durch den Wind erschwert. Stress, die Nerven lagen kurzzeitig  blank, doch alles gut gemeistert. Der Schlag nach Fåborg auf FYN war nicht allzu lang.  

Die Wetterprognose hatten wir die ganze Zeit im Blick. Ingrid checkte täglich den Deutschen Wetterdienst und wir die Apps, die wir sonst haben. Die Tieffront würde uns nicht verschonen, das war klar. Für die nächsten Tage war W, NW-Wind 20-25 kn angesagt. In der Nacht legte der Wind auch schon zu und alles knirschte und ächzte.

Wir gingen unsere Törnplanung nochmals durch und diskutierten die Route. Die neue Entscheidung aufgrund des Wetters: Marstal auf ÆRØ streichen und die kleine Insel DREJØ als Tagesziel einplanen, um danach die kürzere Strecke über den KLEINEN BELT zum Ausgangspunkt zu nehmen. Ein anderes Problem: Unser zweites Reff war falsch eingeschoren. Also banden wir – mit allen uns bekannten Knoten – das zweite Reff bereits in der Marina ein… und gut so!

Es ging nun also weiter nach DREJØ. Die alten Schoner mit den holländischen Flaggen, die wir am Weg trafen, erschienen uns wie aus „Fluch der Karibik“. DREJØ war wieder eine winzig kleine Insel mit 3,6 km2 Fläche. Vorerst waren wir das einzige Boot im Hafen, dann kamen noch zwei Boote dazu und das war‘s. Im Hochsommer ist wahrscheinlich mehr los, doch Anfang Juni war es sehr gemütlich und übersichtlich. Mit Fahrrädern (kann man in fast jeder Marina ausborgen) erkundeten wir die Insel, machten einen Abstecher zu einem kleinen Fischerhafen, beobachteten die Vogelwelt am kleinen See, besichtigten die Kirche aus dem XIV. Jahrhundert und den Friedhof. Der als Radweg angeschriebene Weg entlang der Küste entpuppte sich am Ende als ein Schotter-/Sandweg, also mussten wir die Räder ein Stück bis zur Marina schieben. Zum Glück ist die Insel klein und die Wege kurz. Aus unserem geplanten abendlichen Grillen am offenen Feuer wurde nichts, also „grillten“ wir in der Pfanne und schliefen zufrieden ein.

Am nächsten Tag segelten wir Richtung Nordwest zur Nordspitze von ÆRØ. Das Tagesziel lag auf ALS, Marina Mommark. Wir segelten im zweiten Reff und wechselten uns am Steuer ab. Wenn der Kurs es verlangte und der Wind kurz unter 20 kn fiel, dann hieß es „Wenden!“, ansonsten segelten wir bei bis zu 27 kn und 2 m hohen Wellen (bei stärkeren Böen hatte die Steuerfrau eh keine Zeit, um auf die Windanzeige zu schauen) hart am Wind Richtung ALS. Eines unserer Highlights war, als ein Schwarm von Brandgänsen vor unserm Bug aufstieg, und direkt vor uns in Formation davonflog. Leider hatten wir alle Hände voll zu tun und konnten an diesem Tag keine Fotos schießen. Meine Kinder meinten nach der Rückkehr, wir sollten beim nächsten Mal eine GoPro einpacken, hahaha…
 
Bereits in Flensburg hatte man uns gesagt, dass eine Reservierung in der Marina Mommark empfehlenswert sei. Die Spuren der Flut vom letzten Jahr waren im Hafen noch zu sehen und nicht alle Liegeplätze verfügbar. Dennoch bekamen wir nach einem Anruf problemlos einen Platz. Die hilfreichen Nachbarn übernahmen die Leinen beim Anlegen und eine halbe Stunde später saßen wir im gemütlich warmen Restaurant bei schönster Abendsonne und ruhigem See. Einfach herrlich – man glaubt nicht, dass es tagsüber so windig war.

Die letzte Etappe führte uns von Marina Mommark in die Marina Minde.
Die Marina Minde ist relativ groß, mit ausreichend freien Liegeplätzen. Leider sind diese sehr verstreut und die grüne Kennzeichnung erst spät zu erkennen. Für die einfach ansteuerbaren Liegeplätze waren unsere Leinen an Bord zu kurz. Wir lernten aber durchs Beobachten, legten die Leinen an den Pfählen nicht auf Slip sondern mit großen Augen, um die gesamte Länge zur Verfügung zu haben und verwendeten die Winschen, um ihre Länge zu kontrollieren. Letztendlich lagen wir fest. Frisch gemacht (leider ohne Abendgarderobe – diese hatten wir nicht mit) gingen wir in das feine Marina-Restaurant, um beim Abschlussabendessen den wunderschönen Ausblick zu genießen. Leider gab es für Vegetarier fast keine Auswahl, aber der Wein schmeckte vorzüglich.

Am nächsten Tag waren wir in der Marina entspannt Tanken, ohne anzustehen. Dann kam der letzte Schlag nach Flensburg – ein Heimspiel, denn die Strecke, der Wind bis 29 kn und der viele Regen waren uns nun bekannt. Wie cool wir mittlerweile geworden sind ;)

Die Bootsübergabe war gründlich, flott und unproblematisch und am Nachmittag ging es wieder Richtung nach Hause.

Seglerisch bin ich in dieser Woche an meine eigenen Grenzen gekommen. Der Sturm hat uns gezeigt, dass das Wissen und Können jeder Einzelnen von uns nötig waren, um die Woche gut zu meistern.
Wobei noch eine kleine Korrektur zu unserer Bezeichnung „Sturm“ aussteht: Ein erfahrener Segler in Flensburg meinte zur Wetterlage bloß: „Das war doch kein Sturm – die Schafe auf der Weide hatten alle noch Locken!“

 

 

Törn (Streckenlänge gerundet):

  1. Tag Samstag: Flensburg – Dyvig (ALS), 34 nm
  2. Tag Sonntag: Dyvig – LYØ, 24 nm
  3. Tag Montag: LYØ – Fåborg (FYN), 7 nm
  4. Tag Dienstag: Fåborg – DREJØ, 10 nm
  5. Tag Mittwoch: DREJØ  – Mommark Marina (ALS), 21 nm
  6. Tag Donnerstag: Mommark Marina – Marina Minde (letzte Marina in DK vor Flensburg, Möglichkeit zum Tanken in DK, wenn die Charterfirma einverstanden ist), 25 nm
  7. Tag Freitag: Marina Minde – Marina Sonwik Flensburg, 8 nm

 

Infos und Nützliches:

ECOSail Flensburg Marina Sonvik, info@ecosail.de
Boot: Sun Odyssey 30 i „Thunder”, Bj. 2012, Automatikwesten vorhanden
NV Hafenlotse 1 Rund Fünen Kieler Bucht, NV Charts, 2024 (an Bord vorhanden)
Seekarten (an Bord vorhanden)
Deutscher Wetterdienst
Dänemark Hafen: havenguide.dk
Dänemark Ostseeküste und Fünen, Reise Know How (Reiseführer)

Das Boot im Jänner chartern, damit man eine größere Auswahl hat. Bugstrahlruder wegen engen Gassen in den Marinas auch bei kleineren Booten empfehlenswert. Hafengebühren, umgerechnet rd. 30 EUR, waren überall am Automaten zu bezahlen (inkl. einer Pauschale fürs Warmwasser; bei weniger Verbrauch, bekommt man einen Restbetrag auf die Kreditkarte zurückgebucht). Zahlung mit der Kreditkarte ist überall möglich.