Estland 2022 (Bożena GABRIEL)

Ein komplettes Novum für uns drei (Ingrid, Andreja und mich): ein Segeltörn in den Gewässern von Estland. Wir hatten zwei Voraussetzungen: Wir wollten die Inseln besuchen und die weißen Nächte erleben – also um die Sommersonnenwende zu segeln.

Mit den Vorbereitungen haben wir bereits im Winter begonnen. Bücher und Seekarten besorgt und uns einen online Vortrag „Segelrevier Litauen - Lettland – Estland - Finnland“ angehört. Das Hafenbuch von Estland war im Internet gratis zum Downloaden verfügbar. Das Boot gechartert.

Das Segelboot, eine Hanse 325, hat sich als ein perfektes Boot für uns drei und die kleinen malerischen Hafenanlagen in Estland erwiesen. Die Entscheidung einen one-way-Törn zu buchen und von West nach Ost zu Segeln hat sich ebenfalls gelohnt (Hauptwindrichtung im Sommer: West, Nord-West, das hat bei unserem Törn gestimmt). Die grobe Törnplanung stand bereits vor dem Abflug nach Tallinn fest. Die üblichen Routenanpassungen nach Wind, Wetter und Laune, sowie nach der Wassertiefe haben dann vor Ort stattgefunden. Ja richtig – Wassertiefe: die Gewässer zwischen den Inseln Saaremaa, Hiiumaa und dem Festland sind nur rd. 5m tief. Etwas ungewohnt für alle, die in Kroatien segeln. Also ständig Karten, Plotter kontrollieren und das Wasser nach Gefahrenzeichen absuchen. Spätestens am zweiten Tag haben wir die Kardinalzeichen im kleinen Finger gehabt. Die Betonnung der Untiefen ist sehr gut. An Bord hatten wir auch sehr gute Seekarten und Hafenbücher von der Charterfirma. Also motoren und wenn es passt, segeln. Zwischen Kärdla auf Hiiumaa und dem Festland bis 20kn Wind, Raumschotkurs, kaum Segelboote in Sicht. Einfach schön!

Die langen Tage im Norden zu dieser Jahreszeit sind herrlich. Man kann bis 21 Uhr gemütlich in die Marina einlaufen. Platz gibt es meistens auch ohne Vorreservieren. Man sitzt dann am Abend gemütlich, trinkt den nächsten Aperol oder etwas anderes, wenn der Aperol an Bord bereits ausgegangen ist, die Sonne geht langsam unter – und es ist 22:30! So richtig finster wird es nicht. Um 4:30 ist schon Sonnenaufgang.   

Neben dem Revier auch einige Neuigkeiten für uns: Für das Festmachen an der Boje verwendet man im Norden einen besonderen Bojenhaken mit Karabiner. Es hat recht gut funktioniert. Ein Selbstwendefock war für uns auch ein Novum – sehr chillig. Sehr viele Segler im Norden fahren mit einer Rettungsweste. Man hat das Gefühl, sie sehen eine Rettungsweste so wie wir mittlerweile einen Fahrradhelm. Man hat sie, also zieht man sie an. Bis auf Tallinn, gab es in jeder Marina eine Sauna, auch wenn die Sanitäranlagen in einem Container untergebracht waren.  

Zum Wetter: Lufttemperatur im Juli 15 bis 25 °C, Wassertemperatur – keine Ahnung, wir waren nicht schwimmen, temperaturmäßig jedenfalls nicht so einladend. Wind zwischen Flaute in der Früh und am Abend bis ca. 20-25 kn.  Regen jeden zweiten Tag aber eher kurz. 

 

 

Route:
 1.    Tag Samstag – Haapsalu Bootsübernahme, Einkaufen und die Stadtbesichtigung
 2.    Tag Sonntag – Haapsalu - Heltermaa auf der Insel Hiiumaa
 3.    Tag Montag – Heltermaa – Kärdla auf der Insel Hiiumaa
 4.    Tag Dienstag – Fahrradtour zum Tahkuna Leuchtturm
 5.    Tag Mittwoch – Kärdla – Dirhami am Festland
 6.    Tag Donnerstag – Dirhami – Lohusalu
 7.    Tag Freitag – Lohusalu – Tallinn
 8.    Anschließend 4 Tage in Tallinn inkl. Kurztrip mit der Fähre nach Helsinki.

 

Galerie

Literatur und sonstiges:
Sail in Estonia and Latvia, Harbours Guide, www.eastbaltic.eu
Estonian Cruising Guide, Hillar Kukk, Tonis Lepp, Meeli Paldrok, ISBN 987-9949-38-662-8
Estland. 40 Wander- und Entdeckertouren zwischen Moor, Meer, Wald und Seen, 
Stefanie Holtkamp.
Sprache Estnisch, tere = hallo! (Ansonsten für uns sehr kompliziert. Mit Englisch kommt man gut durch.)
Hafengebühren: 25-30 EUR fürs Boot und 3 Personen. Kosten fürs Essengehen vergleichbar zu Österreich.