Anstrengungen um Palagruza 2016

Seglerinnen bei der Palagruza 2016(21.4.2016)
380 Seemeilen von Biograd, rund um die westlichste Insel Kroatiens, Palagruza, und wieder zurück. 4-5 Tage non-stop im April. Wieso nicht? Das hört sich doch lustig an!

 

Es wird ernst

Bald wird mir bewusst, dass es Anfang April doch noch sehr kalt sein kann, vor allem in der Nacht, und ich entscheide mich, meine Ausrüstung um einiges aufzustocken. Es dauert bis alles zusammen ist. Wie werden wir das mit dem Essen bei Seegang machen? Und welche Möglichkeiten bleiben zur persönlichen Hygiene an Bord? Es sind Fragen, die mich in den Monaten davor doch sehr beschäftigten.

Und auch unser Crew-Ziel ist hoch gesteckt. Wir wollen vorne mitfahren. Da wir alle keine Profis sind, setzen wir auf gute Vorbereitung: Trimm-Vorträge, Manöver-Timing-Training im Trockenen, Navigationssoftware-Schulung, Sicherheitsüberlegungen, Boat-Preparation, Ernährungsplan, Wachsystem, Fachliteratur für jede Position, Gezeitenanalyse und noch ein paar Tipps von erfahrenen Kolleg/innen einholen ... irgendwie wird diese Regatta doch aufwendiger, als die bisherigen.

 

Ahoi, les Sables

Aber dann geht’s endlich los. Ab nach Biograd und rauf auf die Les Sables #59, eine Bavaria match 42. Die zwei Trainingstage davor nützen wir noch ordentlich, Manövertraining, Segelwechsel und auch mit einem Sparring-Partner können wir uns messen.

Am Montag (11. April 2016) um 12.00 Uhr fällt der Startschuss für den Hasenstart zum 9. Round Palagruza Cannoball (RPC). Die Vorbereitungen inkl. Stromanalyse haben sich super ausgezahlt und wir fahren von Beginn an vorne mit. Die ersten Kreuzschläge machen richtig Spaß. Wir umschiffen knapp eine Untiefe, der hinter uns hatte damit weniger Glück. Am Kurs ändert sich in den nächsten Tagen wenig, es wird eine Am-Wind-Regatta. Bei kompletter Finsternis runden wir mit unserem Sandkorn (Les Sables) das kleine Inselchen Palagruza als erstes Schiff. Die Freude ist groß und dann können wir endlich auch mal meinen geliebten Spinnaker setzen, leider nur kurz.

Zuerst Leichtwind, dann Flaute und plötzlich 40 Knoten Wind mit Yugowelle ... die ersten Schiffe geben auf. 11 der 30 Schiffe können die Regatta nicht beenden. Laut Organisator soll es die anstrengenste RPC aller bisherigen gewesen sein, na bravo!

 

Wir kämpfen bis zum Schluss

Unser Bordleben hat sich inzwischen gut entwickelt, der Vier-Stunden-Wachplan funktioniert und auch eine kurze Dusche (ja ich habe es getan!) geht sich aus. Bei 40 Knoten Wind wird uns dann zwar ein wenig flau und die Verpflegung kommt diesmal etwas kürzer. Hungrig, müde und kalt, frage ich mich schon, warum ich mir sowas eigentlich antue. Aber noch ist das Ziel nicht in Sicht. Wir kämpfen weiter.

Am vierten Tag ist das Ziel dann schon in Sicht. Wir fahren vorne mit dem Gewinner des letzten Jahres und einem anderen Schiff um die Wette und müssen uns taktisch entscheiden, wen wir verteidigen. Wir bleiben beim Vorjahresdritten (diesmal auf der Cowes #54, mit an Bord Kollegin Ingrid Heiter-Reiffenstuhl) und navigieren durch die Inselwelt vor Pakostane. Das andere Schiff (Sydney #66 mit Ute Wagner an Bord, 2015 auf Platz 8) fährt trotz hoher Welle außen vorbei und schneidet kurz vor uns in den Pasman-Kanal hinein. Wir können nur mehr zuschauen, wie der neue Sieger vor uns nach Biograd steuert. Uns ist klar, das wird nur mehr der zweite Platz, aber dafür ist das Ziel zum Greifen nahe. Na endlich, immerhin sitze ich seit Stunden an Deck und wurde mehrmals von Wellen geküsst. Und wieder dieses Gefühl, kalt, hungrig, müde. Aber gleich sind wir im Ziel.

Und was passiert dann? 2,5 Seemeilen vor dem Ziel, wir stehen! Völlige Flaute, nichts geht mehr. Unsere erfahrenen Crew-Leute kann das nicht erschüttern. Die Räucherstäbchen werden gezückt und alle ab nach Lee. Doch kalt, hungrig, müde und fast 80 Stunden am Wasser, hau’ ich nun endgültig die Nerven weg.

Die hinteren Schiffe kommen immer näher und wir zittern, dass das gesamte Feld an uns vorbei fährt. Nach vier Stunden schaffen wir es doch irgendwie über die Ziellinie und freuen uns riesig den zweiten Platz wieder zurückerkämpft zu haben.

Im Hafen wartet dann die heiß ersehnte Dusche. Nur heiß war sie leider nicht mehr. In dieser Nacht schlafe ich wieder im ruhigen Hafen und mit der Gewissheit ein, sowas tu’ ich mir freiwillig sicher nie wieder an.

Am nächsten Tag trudeln die letzten Schiffe der Regatta ein. Und dann geht es zur Siegerehrung. Ausgeschlafen, satt und in der warmen Sonne beginnen wir zu überlegen: Sollen wir uns jetzt gleich fürs nächste Jahr anmelden?

Isabella

 

FOTO:

Von 207 Teilnehmer/innen waren 14 Damen dabei.
6 davon sind Mitglied von BWWC: Isabella Wuthe (2. Platz), Ingrid Heiter-Reiffenstuhl (3. Platz), Astrid Zauner und Eva-Claudia Heine (8. Platz), Johanna Hofmann (9. Platz) alle auf den match 42. Lana Zeidler auf der Elan 350.